Waffen oder auch Kameras

"Das ist die Kraft der Musik: Illusion." Eine Kritik aus der FAZ von Christopher Warmuth zum FilmKonzert IWAN DER SCHRECKLICHE

„Auf einmal riecht man die Bilder: Dichte, schwermütige Harmoniefolgen von Sergej Prokofjew breiten sich wie Weihrauch in dem alten, gotischen Gemäuer der Filmszene aus. Der Effekt der zum Film gespielten Live-Musik ist phänomenal, das Publikum scheint, statt im Berliner Konzerthaus, selbst in der Kathedrale zu sitzen, die Regisseur Sergej Eisenstein 1944 für die Krönungsszene des Zaren Iwan ausgewählt hatte. Bei dem Gedanken, sich umzudrehen, vermutet man himmelhoch aufstrebende Spitzbögen und Kreuzrippengewölbe hinter sich. Das ist die Kraft der Musik: Illusion.
Erstmals wurde beim Musikfest Berlin die rekonstruierte Fassung von beiden Teilen des Eisenstein-Filmes "Iwan der Schreckliche" mit der Originalmusik Prokofjews präsentiert: ein dreistündiges Monument in Schwarzweiß, eine Legende der Filmgeschichte. Das Rundfunk-Sinfonieorchester und der Rundfunkchor Berlin tummeln sich unterhalb der Leinwand. Der Dirigent Frank Strobel setzt damit seine Reihe fort: Es ist schon der vierte Eisenstein, den er musikalisch live begleitet. Der Chor unterstreicht die sakralen Teile der Handlung, das Orchester deutet sie aus, es verknüpft Vergangenes mit Zukünftigem, im Sinne der Wagnerschen Leitmotivik.“

FAZ pdf